Liebergeld holt Gold für Deutschland
OK, es ist nicht mehr die aktuellste Meldung. Aber wirklich schön ist sie allemal. Und wie gemacht dafür, an einem Sonntagmorgen ein wenig in einer Handwerkergeschichte zu kramen, die alles andere als alltäglich ist.
Am Ende entschieden 0,07 Punkte: Bei den WorldSkills in São Paulo liegen Nathanael Liebergeld und seine Kontrahenten Kopf an Kopf, quasi mit jedem der vier Wettkampftage wird das Spitzenfeld enger.
In der Nacht vom 16. zum 17. August melden Liebergeld und sein Bundestrainer André Schnabel dann Vollzug: Der SHK-Anlagenmechaniker aus Königswalde und sein Leipziger Coach sind Weltmeister.
Zehn Tage später stehen Liebergeld, Schnabel und Benaja Lötzsch, der zweite Teilnehmer aus dem Kammerbezirk Chemnitz, in der Handwerks-kammer bei einem Pressetermin und haben noch immer diese Verzückung in ihren Gesichtern, die von einem Erlebnis herrühren, das kaum einer wirklich nachfühlen kann.
Neben dem Weltmeister ein nur knapp am Erfolg vorbeigeschrammter Benaja Lötzsch. Er war in der Disziplin der Kältetechniker an den Start gegangen. Für ihn hatte es am Ende nicht für eine Platzierung unter den ersten drei gereicht. Mit 501 Wettkampfpunkten spielte er aber ebenfalls weit vorne mit – zum Vergleich: Liebergeld kam auf 533.
Überraschungen auf dem Weg dahin gab es zuhauf: Lötzsch hatte Material zu beklagen, das den harten deutschen Standards nicht entsprach: Das Kupferrohr, das er im Wettkampf verarbeiten musste, sei butterweich gewesen, der Schweißdraht viel dicker als hierzulande.
Und Liebergeld fehlte in São Paulo ein wichtiges Werkzeug. Matthias Ziegler, der Chef seines Ausbildungsbetriebs, reiste schließlich mit einem vier Kilogramm schweren Schneidgerät im Handgepäck nach Brasilien, nervöse Anrufe bei der Fluggesellschaft und beim Zoll waren dem vorausgegangen.
Während des Wettkampfs lag dann der Druck doppelt auf Lötzsch und Liebergeld: Zum einen mussten die beiden in Sachen Qualität punkten, zum anderen waren sie größtem Zeitdruck ausgesetzt. 21 Stunden Wettkampfzeit an vier Tagen, beobachtet von den Juroren, „Kameras ohne Ende“, wie Bundestrainer Schnabel sagt, und einem engagierten Publikum in dem riesigen Messe- und Konferenzkomplex in der brasilianischen Metropole. „Man ist da wie im Zoo, alle schauen einem zu“, lautet das Fazit von Weltmeister Liebergeld.
Ganz anders Liebergelds Bundestrainer André Schnabel: „Ich war so entspannt wie nie bei einem Wettkampf. Ich habe Nathanael gesehen und wusste, wir sind vorn mit dabei.“
Quelle und Texte: Deutsche Handwerkerzeitung